GAM 04
Emerging Realities
GAM 04
Wenn die Götter keine mehr sind, wenn der heilige Hain einfach zu einer Ansammlung von Bäumen geworden ist, dann schlägt die Götterdämmerung schnell in eine Götzendämmerung um. Auch die architektonische Moderne muss heute als reflexive Moderne gedacht werden. Deren Themen heißen nicht mehr Geschichte, Wahrheit, Negation und Erlösung, sondern Kontingenz, Ungewissheit, Ambivalenz und Ironie. Das “Reale” und das “Imaginäre” gehen die vielfältigsten und vertracktesten Verbindungen ein, die sich nicht unbedingt auf den Nenner der “Präsenz” bringen lassen, schon gar nicht auf den Nenner “Design”. Es ist nicht damit getan, dass man Architektur nicht mehr nur als Design und Spektakel ansehen will und die Kluft zwischen Theorie und Praxis überbrücken möchte. Aber wenn wir von Praxis sprechen, welche Art von Praxis meinen wir denn? Wenn wir von Realitäten sprechen, welche Art von neuem Realismus meinen wir denn? Zahlreiche Beiträge dieser Ausgabe versuchen auf diese Fragen Antworten zu geben. Sie kleiden sich nicht mehr in die Form “großer Erzählungen”. Vielfach ist eher von De-Radikalisierung, auch von einem Nullpunkt die Rede. Dieser Nullpunkt ist aber ein Übergangspunkt. Nach dem Post-Kritischen ein neuer Begriff der Kritik: Emerging Realities.