GAM 21

Abstracts

„Statt auf die Landschaft einzuwirken, sollten wir mit ihr verschmelzen“

Ailton Krenak im Gespräch mit Romullo Baratto

Ailton Krenak ist ein renommierter Umweltaktivist, Philosoph, Schriftsteller und Dichter und erhielt Ehrendoktorwürden der Bundesuniversitäten von Minas Gerais und von Juiz de Fora. Als führender Kopf der Indigenenbewegung trat er für die Rechte indigener Völker ein und trug maßgeblich dazu bei, dass sie 1988 in der brasilianischen Verfassung aufgenommen wurden. In diesem Interview teilt Krenak seine Vision für ein neues Verständnis der Beziehung zwischen Menschen und Natur. Ausgehend von den auf die Vorfahren zurückgehenden Praktiken stellt er die heutige Stadtplanung infrage, plädiert für regenerative Städte nach dem Vorbild der Wälder und warnt vor dem nahenden „Point of no Return“ des ökologischen Zusammenbruchs. Seine Überlegungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Allianzen mit allen Lebewesen zu bilden, um eine Zukunft zu schaffen, die in der Gegenwart verwurzelt und von der Weisheit der Vorfahren geleitet ist.

Schlagworte: Umweltphilosophie, indigenes Wissen, Stadtökologie, Klimakrise

 

Der Wert einer Landschaft. Material und Zeit

Bas Princen

Bas Princen’s Fotostrecke thematisiert den Erhalt und die Zerstörung von zwei Landschaften: eine Lehmziegelmauer, die einen altägyptischen Tempel schützt, und eine Goldgrube in Surinam, die ökologische Verwüstungen verursacht. Durch Fotografie untersucht er, wie menschliche Eingriffe die Umwelt im Laufe der Zeit formen.

Schlagworte: Landschaft, Fotografie, Abbau, Erhalt, Zeit

 

Klimastabilität für eine sichere und gerechte Zukunft. Eine neue Ethik für die Fachleute des Bauwesens

Greg Foliente, Carlos Enrique Caballero-Güereca, Nicolas Alaux

Die Uhr tickt in der Klimakrise – und die Entscheidungen, die wir heute treffen, bestimmen unsere Zukunft. Da die gebaute Umwelt – unsere Städte, Gebäude und Infrastruktur – maßgeblich zu den menschengemachten Treibhausgasemissionen beiträgt, sind insbesondere die AkteurInnen der Baubranche gefordert, entschlossen und strategisch zu handeln, um gleichzeitig Emissionen zu senken und unsere gebauten Strukturen an eine sich wandelnde Welt anzupassen. Dieser Artikel soll Fachleute dabei unterstützen, die Herausforderungen besser zu verstehen und mutige Lösungen, innovative Gestaltung sowie gemeinsames Handeln zu fördern – für eine gebaute Umwelt, die nicht nur nachhaltig, sondern auch gerecht ist. Die Zeit für schrittweise Veränderungen ist vorbei –gemeinsame, mutige und zielgerichtete Anstrengungen sind notwendig, um eine lebenswerte, gerechte und klimaresiliente Zukunft für alle zu sichern.

Schlagworte: Netto-Null, Treibhausgasemissionen, Kohlenstoff, Eindämmung, Gebäude, Bau, Immobilien

 

Wege zu einer umfassenden Dekarbonisierung im Bausektor

Ida Karlsson

Der Bausektor spielt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels – eine tiefgreifende Dekarbonisierung erfordert dringende Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dieser Artikel untersucht Wege zur Dekarbonisierung der gebauten Umwelt durch innovative Gestaltung, Materialeffizienz und Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft. Er betont die Bedeutung von Suffizienzprinzipien, bei denen Sanierung und adaptive Wiederverwendung gegenüber Neubauten Priorität haben, sowie den Einsatz hybrider Systeme zur Reduktion von konstruktionsbezogenen Emissionen. Kollaborative Ansätze und digitale Werkzeuge ermöglichen eine ressourceneffiziente Planung und die Nachverfolgung von Emissionen, während die Kaskadennutzung biobasierter Materialien und die Elektrifizierung von Prozessen weitere Emissionsminderungen unterstützen. Zentrale Voraussetzungen dafür sind zirkuläre Ressourcenflüsse auf Basis innovativer Geschäftsmodelle sowie politisch vorgegebene Emissionsobergrenzen. Durch die Integration von Suffizienzmaßnahmen mit angebots- und nachfrageseitigen Strategien kann der Bausektor im Einklang mit den Klimazielen seine Emissionen bis 2030 halbieren und bis spätestens 2050 nahezu auf null senken.

Schlagworte: Dekarbonisierung im Bausektor, konstruktionsbezogene Emissionen, Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft, Suffizienz, hybride Systeme, Elektrifizierung, biobasierte Materialien, Kaskadennutzung, Wege der CO2-Reduzierung, Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette

 

Yuyarina Pacha in Witoca. Die mestizische Chakra und ihre Bioarchitektur

Ana María Durán Calisto

Dieser Artikel untersucht die mestizische Chakra, ein von der ecuadorianischen Bio-Initiative Witoca entwickeltes regeneratives, gemeinschaftsbasiertes agrarökologisches System im ecuadorianischen Amazonasgebiet. Gegründet von Andrea López und Fabio Legarda, verbindet Witoca indigenes Wissen, nachhaltige Landwirtschaft und architektonische Innovation, um die traditionellen Systeme der Polykultur wiederzubeleben. Durch Projekte wie Yuyarina Pacha, eine gemeinsam mit lokalen Tischlern und dem Architekturbüro Al Borde errichtete Bibliothek, zeigt die Initiative, wie regenerative Gestaltung, Materialexperimente und partizipative Planung sowohl ökologische Resilienz als auch sozioökonomische Stärkung fördern können. Die Chakra wird dabei nicht nur als landwirtschaftliches System verstanden, sondern als lebendige, heilige Kulturlandschaft – ein Gegenentwurf zu extraktivistischen und monokulturellen Entwicklungsmodellen. Witocas Arbeit stellt die konventionellen Paradigmen der Landnutzung und Bildung infrage, indem sie Prinzipien des Co-Designs, der soziobioökonomischen Ansätze und des Wissens indigener Völker in zeitgenössische Architektur und gemeinschaftliche Planung integriert. Das Projekt unterstreicht das Potenzial lokal verankerter, kulturell verwurzelter Innovationen für globale Nachhaltigkeitstransformationen.

Schlagworte: Mestiza Chakra, Witoca, Bioarchitektur, amazonische Architektur, Permakultur, indigenes Wissen, Polykultur, gemeinschaftliche Planung

 

Vegetarische Gebäude. Auf dem Weg zu einer neuen Materialdiät

Guillaume Habert, Verena Göswein, Olga Beatrice Carcassi, Francesco Pittau

Was wäre, wenn wir Gebäude wie unsere Ernährung betrachten würden? So wie die Umstellung von einer fleischlastigen Ernährung hin zu pflanzlichen Alternativen, die der menschlichen Gesundheit und dem Planeten zugutekommt, könnte auch das Umdenken bei den Baumaterialien Gebäude von Kohlenstoffquellen in Kohlenstoffsenken verwandeln. In diesem Papier wird das Konzept der „Materialdiät“ eingeführt – ein neuer Denkansatz, der die Architektur und das Bauwesen grundlegend neu ausrichtet und den Fokus auf biobasierte, kohlenstoffarme und regenerative Materialien legt. Anstatt binäre Entscheidungen zu treffen – Beton vs. Holz, Stahl vs. Stein –, schlagen wir einen differenzierteren Ansatz vor: eine Materialpyramide, in der schnell nachwachsende, kohlenstoffspeichernde Materialien die Bilanz emissionsintensiver, aber notwendiger Komponenten ausgleichen. Anhand aktueller Fallstudien, darunter ein Schweizer Wohnprojekt mit Strohballenbauweise, untersuchen wir, wie ArchitektInnen, IngenieurInnen und StadtplanerInnen für eine Netto-Null-Bilanz und darüber hinaus entwerfen können. Durch den gezielten Einsatz biobasierter Materialien, die Nutzung der natürlichen, feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften der Natur und eine optimierte Tragwerksplanung entsteht ein Ansatz, der nicht nur Schaden minimiert, sondern aktiv regeneriert. Wenn Architektur einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten soll, reicht bloße Nachhaltigkeit nicht mehr aus. Wir brauchen eine neue Materialkultur, die das Gleichgewicht zwischen Bauwesen und den natürlichen Kreisläufen des Planeten aktiv wiederherstellt.

Schlagworte: Materialdiät, Kohlenstoffsenke, regeneratives Design, klimapositiv, biobasierte Materialien, zirkuläres Bauen, Strohballen, konstruktionsbezogener Kohlenstoff

 

Vernakuläre Entwurfsansätze in mediterranen Regionen

Monica Lavagna, Bernardette Soust-Verdaguer, Elisabetta Palumbo, Antonio García Martínez

In diesem Artikel werden traditionelle Architekturansätze in mediterranen Regionen als Antwort auf ökologische Herausforderungen, insbesondere den Klimawandel, untersucht. Anhand von vier Fallstudien, die Neubauten und Sanierungen umfassen, wird aufgezeigt, wie traditionelles Wissen und bioklimatische Strategien zur Entwicklung nachhaltiger Architektur beitragen können. Projekte wie „Casa Incantata“, „The Shell Passive House“, „19 Sozialwohnungen in Palma“ und „Sesga House“ veranschaulichen die Integration lokaler Materialien, passiver Gestaltungsprinzipien und kultureller Kontexte, um Energieeffizienz, thermischen Komfort und langfristige Resilienz zu erreichen. Wir plädieren für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ästhetischer Qualität und technischer Leistung und betonen die Bedeutung regional angepasster Architektur, die Klima und kulturelles Erbe berücksichtigt. Der Artikel kritisiert die Grenzen standardisierter technologischer Ansätze und betont den Wert von lokal verwurzelten Low-Tech-Lösungen, um Minderungs- und Anpassungsziele zu erreichen. Durch die zeitgemäße Wiederentwicklung traditioneller Prinzipien schlagen wir ein Modell für eine nachhaltige, kontextsensible Architektur im Mittelmeerraum vor.

Schlagworte: vernakuläre Architektur, mediterranes Klima, Passivhausbauweise, bioklimatische Strategien, Nullenergiegebäude (ZEB), kontextrelevantes Entwerfen, Lebenszyklusanalyse (LCA)

 

Die Dialektik der Behaglichkeit

Philippe Rahm

In „Die Dialektik der Behaglichkeit“ untersucht Philippe Rahm die Entwicklung der raumklimatischen Behaglichkeit aus der Perspektive des dialektischen Materialismus, einem Konzept, das auf Karl Marx zurückgeht. Rahm analysiert, wie menschliches Handeln, getrieben von wissenschaftlichen und technischen Fortschritten, die Natur und ihren Einfluss auf die Behaglichkeit verändert hat. Der Text zeichnet die Beziehung zwischen materieller Infrastruktur (z. B. Klima, Energiequellen) und sozialen, ästhetischen sowie moralischen Überbauten nach und betont, wie sich diese Verbindung im Laufe der Zeit gewandelt hat. Darüber hinaus thematisiert er den Einfluss des Energieverbrauchs, insbesondere fossiler Brennstoffe, auf die Architektur und die raumklimatische Behaglichkeit. Rahm entwickelt eine neue Vision einer energieeffizienten, postfossilen Architektur, die die Behaglichkeit durch die Variabilität von Temperatur und Luftfeuchtigkeit neu definiert. Seine Arbeit schlägt eine Hinwendung zu anpassungsfähigeren und nachhaltigeren architektonischen Praktiken als Antwort auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel vor.

Schlagworte: Raumklimatische Behaglichkeit, dialektischer Materialismus, historischer Materialismus, Energieeffizienz, Postfossiles Entwerfen

 

Lebenswelt. Die Architektur der Pflanzenperformanz des Grüne Erde Breathing Headquarter

Klaus K. Loenhart

Das Projekt Grüne Erde Breathing Headquarters positioniert sich an der Schnittstelle zwischen biometeorologischer Leistung und naturbasierten Lösungen (NbS) und definiert nachhaltiges Bauen neu, indem es lebendige Systeme, insbesondere die Leistung der Pflanzen, gezielt in die räumliche und klimatische Gestaltung einbindet. Zentral sind die 13 bepflanzten Innenhöfe, die als „Mid-Door Spaces” fungieren. Sie schaffen Mikroklimata, die natürliche Kühlung, Sauerstoffversorgung und sensorische Atmosphären ermöglichen. Durch einen parametrisch entwickelten Grundriss, den Einsatz natürlicher Baustoffe und regionaler Energiequellen kommt das Gebäude weitgehend ohne konventionelle Haustechnik aus – zugunsten einer symbiotischen Beziehung zwischen menschlichem und pflanzlichem Stoffwechsel. Das Projekt simuliert ein erweitertes Waldökosystem innerhalb der Gebäudehülle und begreift Architektur als aktiven Akteur der Klimaregulierung. Durch das Verwischen der Grenzen zwischen natürlicher und technischer Leistung zeigt es exemplarisch, wie sich die architektonische Praxis durch ökologische Integration, sensorisches Entwerfen und systemisches Denken hin zu einer post-anthropozentrischen gebauten Umwelt entwickeln kann.

Schlagworte: naturbasierte Lösungen (NbS), Pflanzenleistung, biometeorologisches Design, passive Kühlung, ökologische Architektur, Evapotranspiration, Grüne Erde Headquarters, klimareaktive Architektur

 

Zehn Jahre, um die Welt zu verändern? RIBA Horizons 2034: die ökologische Herausforderung

Alice Moncaster

Die gebaute Umwelt ist weltweit für fast 50 Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich. ArchitektInnen und andere GestalterInnen der gebauten Umwelt müssen daher ihre Verantwortung in der Klimakrise anerkennen. Ihre Kreativität und Entscheidungsmacht bietet zugleich die Möglichkeit, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen. Um jedoch einen kollektiven Wandel anzustoßen, ist ein tiefgreifendes Verständnis der bevorstehenden Herausforderungen unerlässlich. In diesem Artikel wird das Foresight-Programm „RIBA Horizons 2034” des Royal Institute of British Architects, insbesondere die „Environmental Challenge”, beschrieben. Dabei wird untersucht, wie sich Architektur und die Baupraxis in den nächsten zehn Jahren transformieren müssen, um eine gebaute Umwelt zu schaffen, die unsere gemeinsame Zukunft auf diesem Planeten sichert.

Schlagworte: CO2-Emissionen, ökologische Herausforderung, Voraussicht, Entscheidungsfindung, Klimaverantwortung

 

Lebenszyklusanalyse als Studienthema. Ein niederschwelliges Konzept für angehende ArchitektInnen und BauingenieurInnen

Vanessa Gomes, Matt Roberts

ArchitektInnen spielen eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung des Bausektors. Sie müssen in der Lage sein, die Umweltwirkungen ihrer Entwürfe zu bewerten und zu verstehen, wie frühe Entwurfsentscheidungen die ökologische Bilanz eines Projekts langfristig beeinflussen. Doch die meisten akademischen Strukturen vermitteln angehenden ArchitektInnen weder die notwendigen Kompetenzen zur Durchführung von Lebenszyklusanalysen (LCA) noch ein tiefgreifendes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Entwurf und Umweltfolgen. Auf Basis unserer Erfahrungen in der Vermittlung von LCA und „Life Cycle Thinking“ für Architekturstudierende in Brasilien und dem Vereinigten Königreich skizzieren wir in diesem Beitrag unsere Vision, wie Studierende die dringend benötigten Fähigkeiten für die Praxis entwickeln können, um mit der sich wandelnden Klimakrise umzugehen. Wir betonen: Nicht alle müssen vollständige Lebenszyklusanalysen durchführen können. Alle sollten jedoch in der Lage sein, sich an Gesprächen über Nachhaltigkeit und die Reduzierung von Umweltwirkungen zu beteiligen.

Schlagworte: Lebenszyklusanalyse (LCA), Bildung, Lehrplanentwicklung, Architektur, Lehre

 

Resilience-by-Design: Die Niederlande als Fallstudie

Stefano Corbo

Der Artikel stellt das theoretische Fundament, die Methodik und die Ergebnisse des Lehrmodells „Resilience-by-Design“vor, das an der Fakultät für Architektur und die gebaute Umwelt der Technischen Universität Delft im Rahmen der Public Building Group entwickelt wurde. „Resilience-by-Design“ begegnet der Klimakrise aus architektonischer Perspektive – also durch die Gestaltung von Gebäuden: Wie können Gebäude auf den Klimawandel vorbereitet werden? Wie kann ihre Struktur auf unsichere Zukunftsszenarien reagieren? Welche räumlichen und materiellen Eigenschaften müssen sie aufweisen, um künftigen Bedrohungen standzuhalten? Anhand mehrerer operativer Prinzipien – Anpassungsfähigkeit, Wiederverwendung, modulare Erweiterbarkeit, Rückbaufähigkeit und Flexibilität – betont „Resilience-by-Design“ die Bedeutung eines bewussten Entwerfens für und mit dem Klimawandel.

Schlagworte: öffentliche Architektur, Resilienz, Anpassungsfähigkeit, Wiederverwendung, Rückbaufähigeit

 

Architekturlehre(n) für eine sozioökologische Wende

Sabine Hansmann

Die Architekturgeschichte ist bis heute stark von heldenhaften Figuren und monumentalen Objekten geprägt. In kritischer Anlehnung an Ursula K. Le Guins Carrier Bag Theory of Fiction plädiert dieser Beitrag für eine Verschiebung des Fokus: hin zu den oftmals übersehenen, aber tragenden Elementen – den Materialien, Beziehungen und Prozessen, die unsere gebaute Umwelt tatsächlich formen. Angesichts der planetaren Krisen, in denen die Architektur als Ressourcenträgerin und Emittentin eine zentrale Rolle spielt, ist eine Neuausrichtung der Disziplin und ihrer Lehre unumgänglich. Der Artikel versteht die gegenwärtige Situation als Aufforderung zur Selbstbefragung – und zur Entwicklung neuer methodischer Zugänge. Im Zentrum steht das Lehrforschungsprojekt Material Networks an der HafenCity Universität Hamburg. Es vereint das Seminar „Material Geschichten“, eine digitale Open Access Plattform und eine Open Educational Ressource. Studierende analysieren die sozialen, ökologischen und politischen Dimensionen von Baumaterialien, verfolgen deren globale Verflechtungen und erarbeiten daraus empirisch fundierte Materialgeschichten. Diese multiperspektivische Annäherung versteht sich nicht als Lösung, sondern als Beitrag zu einem veränderten Selbstverständnis der Architektur. Es geht um ein Lernen in Relationen – vernetzt, kritisch und offen für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der Artikel diskutiert, wie solche Erzählungen als Werkzeug dienen können, um neue Perspektiven in der Architekturlehre zu eröffnen und das Verständnis für sozio-materielle Verflechtungen zu stärken – als Teil einer notwendigen, tiefgreifenden Transformation.

Schlagworte: Architekturlehre im Anthropozän, Materialgeschichten, Sozio-ökologische Transformation, Planetare Verflechtungen, Kritische Baukultur