GAM 21
Confronting the Environmental Crisis:
New Approaches in Architecture

Guest Editors: Alexander Passer, Marcella Ruschi Mendes Saade

Die globale Umweltkrise, mit der die Menschheit konfrontiert ist, zwingt uns zu einem Paradigmenwechsel, der die Art und Weise stark beeinflusst, wie wir bauen, gestalten und mit unseren natürlichen Umgebungen interagieren. Wie es der brasilianische Schriftsteller und Umweltschützer Ailton Krenak so treffend auf den Punkt gebracht hat, muss der grundlegende Wandel ein Ende des „extraktiven Modells“ mit sich bringen, das vor allem in der westlichen Welt tief verwurzelt ist: „Es widerspricht völlig der Natur des Menschen, die Landschaften, in denen wir leben, nur als Werkzeuge oder Ressourcen wahrzunehmen.“[1] Übertragen auf die Architektur bedeutet dies, dass im Zusammenspiel von Entwurf, Konstruktion und Baubranche die Zeit gekommen ist, um tiefgreifende Konsequenzen aus diesem Paradigmenwechsel zu ziehen.

Auch wenn es keine eindeutigen Lösungen für komplexe Herausforderungen, sogenannte wicked problems, wie den Klimawandel gibt, müssen unsere Planungsansätze berücksichtigen, dass gebaute Räume einen wesentlichen Bestandteil des gesamten Ökosystems ausmachen, für die sinnvollerweise die gleichen Grundsätze gelten: durchlässig, funktional und ausgewogen zu sein. Als Gegenpol zu künstlichen Strukturen, die an einem beliebigen Ort errichtet werden und lediglich auf eine minimal geringere Umweltbelastung als beim Status quo abzielen, haben die gebauten Räume der Zukunft zur Voraussetzung, die konventionellen Planungspraktiken zu überwinden, die den Bausektor zum größten Verursacher der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen weltweit gemacht haben. Das Erreichen von Netto-Null-Emissionen beim Bau und Betrieb künftiger Gebäude erfordert die aktive Mitwirkung von Entwurfs-, Konstruktions- und Baufachleuten und die rasche Umsetzung von Dekarbonisierungslösungen in den Produktionsprozessen seitens der Bauindustrie.

Ein analytischer Blick darauf, wie sich die gebaute Umwelt in den letzten Jahrhunderten sowohl in Bezug auf Architektur und Ingenieurswesen wie auch hinsichtlich der Bautechnik und Materialien verändert hat, kann uns dabei helfen, klarer zu sehen, wie wir den Prozess beschleunigen und die Interaktion zwischen Menschen und ihren Ökosystemen neu strukturieren oder neu interpretieren können. Daher betrachtet GAM 21 die architektonischen Konsequenzen des Paradigmenwechsels aus zwei Perspektiven: erstens aus historischer Sicht, einschließlich einer gründlichen Bewertung der historischen Entwicklung der gebauten Umwelt unter Berücksichtigung ihrer Ressourcen und Umweltauswirkungen, und zweitens aus zukunftsorientierter Sicht, mit konkreten Vorschlägen, wie Veränderungen auf allen Ebenen von Entwurf und Konstruktion die Dekarbonisierung und die Regeneration der Natur fördern können. Letzteres bedeutet eine Neubewertung und Neuinterpretation der Rolle der Architektur als Triebkraft der Transformation. Das, was für die Architektur bei der Betrachtung von Aspekten der Nachhaltigkeit auf dem Spiel steht, ist ihre Rolle bei der Ausformulierung von notwendigen, radikalen Konsequenzen für die Gestaltung von Gebäuden.

Die nächste Ausgabe von GAM lädt zu Vorschlägen aus den Disziplinen Architektur, Bauingenieur-, Umweltwissenschaften, Städtebau oder Material- und Kulturwissenschaften ein, um die architektonische Gestaltung zu diskutieren, die ein Perspektivwechsel hin zu umweltökologischen Performance annehmen könnte. In diesem Zusammenhang sind auch Vorschläge willkommen, die sich mit pädagogischen Veränderungen befassen, deren es für eine Neubewertung der Disziplin bedarf. Abstracts zum Thema „Confronting the Environmental Crisis“ konnten zusammen mit einer Kurzbiographie bis zum 31. Mai 2024 eingereicht werden. Die Einreichungsfrist für den endgültigen Beitrag war der 16. September 2024.

Übersetzung: Nikolaus G. Schneider


[1] Ailton Krenak, in Romullo Baratto, „Ailton Krenak: ‚Instead of Operating in the Landscape, We Should Blend in With It’”, Interview übersetzt von Diogo Simões, Archdaily, 16. Oktober 2023, https://www.archdaily.com/1007953/ailton-krenak-instead-of-operating-in-the-landscape-we-should-blend-in-with-it