Nantes School of Architecture, western façade | Architekturschule in Nantes, Westfassade, Lacaton & Vassal, Nantes, 2009 © Philippe Ruault
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Das Programm überschreiten

Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal (L&V) im Gespräch mit Karine Dana (KD)

Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal haben 2009 die Architekturschule in Nantes realisiert. Im Rahmen dieses Gesprächs kommen sie heute auf diese entscheidende Erfahrung zurück, in deren Lauf das Konzept der Freiflächen stark erweitert wurde und ganz neue pädagogische Erkundungen möglich gemacht hat.

 

KD: Was ist das Spezifische am Programm für eine Architekturschule, und könntet ihr die Entwicklungsgeschichte des Projekts aufrollen?

 

L&V: Nirgendwo anders kommt ein höheres Maß an Kenntnissen, Informationen und Energie für Stadtplanung zusammen als in einer Architekturschule. Es ist dort mehr davon im Umlauf als in einem Atelier für Stadtplanung, einem Rathaus oder Architekturbüros. Leider hat man nicht das Gefühl, dass diese Ressourcen sichtbar, nutzbar und zugänglich sind. Es schien uns wichtig, dass sie es werden.

Der Gedanke, dass die Architekturschule mitten im Zentrum der Stadt Nantes stehen sollte, zwang uns regelrecht dazu, das Programm im Kern zu überschreiten. Es galt ein System für die Stadt zu schaffen. Denn eine Architekturschule muss zweifellos Teil des urbanen Systems sein. Wir wollten, dass PassantInnen Zutritt zur Schule haben und dort diskutieren können, dass Studierende von anderen Universitäten problemlos zu Besuch kommen und sich gegenseitig kritisieren können. Dass diese Debatten, diese Auseinandersetzungen existieren können.

 

Architekturschule in Nantes, Westfassade, Lacaton & Vassal, Nantes, 2009 © Lacaton & Vassal

 

Eine Architekturschule zu entwerfen, führt auch zu der Frage, was man den Studierenden als Erfahrungs- und Experimentierraum zur Verfügung stellt. Dass wir unseren Beitrag am Wettbewerb entwickelt haben, während wir mit dem Umbau des Palais de Tokyo befasst waren, spielte dabei eine wichtige Rolle.

Denn dort erlebten wir damals in Echtzeit die Größendimension der Räume und das Potenzial eines Volumens, in dem man so gut wie alles Benötigte finden konnte, ohne den Raum abzuschließen. Im Gegenteil, es konnte nach innen wie auch zur Stadt sehr durchlässig bleiben: eine weitläufige Freifläche, auf der man sich den ganzen Tag bis Mitternacht aufhalten konnte und ganz unterschiedliche Dinge tun, ohne von der Außenwelt abgetrennt oder im Inneren beschnitten zu werden. Die dort vorhandenen Stimmungen, Deckenhöhen, variablen Beleuchtungen und Raumsequenzen verschafften uns ein Erlebnis des Umherwandelns, das unsere Denkweise eines Gebäudes erweiterte. Dieser Lernprozess ist in die Entwurfsgedanken der Architekturschule in Nantes eingeflossen. Die Vorstellung, dass das, was wir im Palais de Tokyo erlebten, auch in der Schule stattfinden könnte, schien uns interessant. Es könnte ein Ort sein, an dem künstlerische Projekte oder Veranstaltungen neue innere Dynamiken erzeugen würden.

 

KD: Wie habt ihr mit Blick darauf das Projekt der Architekturschule Nantes in seiner Kraft zur Entgrenzung in Planung genommen?

 

L&V: Eine der Hauptfragen, die wir uns bei der Arbeit an diesem Projekt gestellt haben, war folgende: Muss man sich streng nach dem Programm richten, wie es vorgelegt wurde, oder darf man es überschreiten?

Die Überschreitung eines Programms zu planen, bedeutet, dass ein Teil der gebauten Flächen zum Freiraum werden kann. Und das ist fundamental für das Leben eines Projekts. Dieser Freiraum muss aus unserer Sicht großzügig bemessen sein, um eine echte Veränderung zu bewirken: die von einem Programm erwartete Fläche sollte verdoppelt werden. Was konkret umzusetzen sehr schwierig bleibt. Die Frage der Überschreitung hängt ja eng zusammen mit den wirtschaftlichen Verhältnissen und dem Engagement der NutzerInnen. Da bündeln sich eine Menge Ängste. Nach Auffassung vieler BauherrInnen ist bei Programmänderungen das bewilligte Budget unmöglich einzuhalten. Für sie wird jedes Programm untrennbar vom Verhältnis von Fläche zu Baukosten definiert. Es ist heute sehr schwierig, sich diesem System aus Wirtschaftlichkeit, Budget und Programm zu entziehen, das Standards und Quadratmeterpreise setzt, die immer dazu führen, dass man nur das Mindeste tut – oder doch kaum mehr als das. Diese Angst vor der Budgetüberschreitung bildet für das Überschreiten des Programms einen echten Hemmschuh. Bei Wettbewerben kommt zwar oft zum Ausdruck, dass Überschreitung erwartet wird, aber sobald man sich in Richtung Flächenvermehrung bewegt, merkt man, wie die Auftraggeber zurückzucken, als fürchteten sie, in eine Patsche zu geraten. Zusätzlichen Raum bereitzustellen, der Flächen mit unabsehbaren Funktionen erbringt, versetzt die NutzerInnen im Übrigen auch in eine besondere Lage: Sie müssen sich fragen, wie sie die aus der Überschreitung des Programms erwachsenen, nicht-programmierten Räume verwenden wollen. Damit kommt das Engagement der NutzerInnen ins Spiel, etwas aus diesem Raum zu machen.

Die Situation einer Programmüberschreitung haben wir bei der Realisierung der Architekturschule in Nantes erlebt, aber auch bei der Cité Manifeste in Mulhouse und beim FRAC Nord-Pas De Calais in Dünkirchen, drei Projekten, bei denen wir die geforderten Flächen verdoppelt und zugleich das bewilligte Budget eingehalten haben. Sicher hat man uns ein gewisses Vertrauen entgegengebracht, das diese Projekte zum Erfolg führte, dabei waren wir aber mit der sehr restriktiven Logik von Quadratmeterpreis und programmdefiniertem Budget konfrontiert und mussten überzeugen. Beim Wettbewerb für die Architekturschule in Nantes kamen viele Möglichkeiten zur Sprache, doch die Erwartungen widersprachen einander: Rektor und Lehrende träumten davon, Freiheit durch Raum zu gewähren, während das Kulturministerium mit seinem rigideren Programm Flächen und Budget festschreiben wollte. Deshalb haben wir mit Ausdehnungen gespielt, die nicht unter die Quote der zweckgebundenen Flächen fallen. In diesem Sinn wurde das Dach zu einem Begegnungsort unter freiem Himmel und aus dem Erdgeschoss ein weitgehend unverplanter Raum unter Pfeilern. Diese beiden stark mit der Stadt verknüpften Ebenen sind ausschlaggebend für den allgemeinen Betrieb der Schule und fungieren voll und ganz als Freiflächen.

 

KD: Die Frage der Überschreitung des Programms korreliert mit der Frage der strukturellen Freiheit oder wie man Strukturen baut, in denen alles entstehen kann …

 

L&V: Programmüberschreitungen zu ermöglichen, setzt in der Tat voraus, dass man mit Oberflächen mit großem räumlichem Potenzial arbeitet, also mit einer Struktur, die so etwas erlaubt. Bei der Architekturschule in Nantes war bereits das natürliche Terrain die geeignetste Oberfläche. Wir haben es mit seinen wenigen Mankos und seinen vielen Qualitäten erhalten und eine große Bedachung in 24 Metern Höhe entworfen, dazu eine Außenrampe, die wie ein Verkehrsweg funktioniert und das Erdgeschoss mit dem Terrassendach ebenso verbunden wie mit allen zwischen Boden und Dach geschaffenen Räumen, die jeweils eigene Klimata aufweisen und Unterrichtssäle, Bibliothek, Studios usw. enthalten.

 

 

Grundrisse der Ebenen 0, 0A, 0B (Erdgeschoss) © Lacaton & Vassal

 

Unser Konstruktionsverfahren bestand hauptsächlich in einer Primärstruktur aus vorgefertigten Betonpfosten und Hohlraumbodenplatten von großer Belastbarkeit und starker Tragfähigkeit: 1 Tonne pro Quadratmeter. Dieses Potenzial war die notwendige Voraussetzung dafür, dass die Geschossdecken auch als Böden funktionierten. Wir haben ein breites Gerüst geschaffen, damit es möglichst wenig Stützen und Fundamentpunkte erfordert. Durch das Beziehungssystem, das diese Superstruktur enthält, erzeugt sie so etwas wie einen vertikalen Urbanismus, der sehr interessant ist. Hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit entlastet sie die darin eingelassene leichte Sekundärstruktur aus Metall, die einfach zu montieren und kostengünstig ist. Indem wir mit den Möglichkeiten von Zwischengeschossen spielten, haben wir sehr viele mehr oder weniger beheizte, offene oder helle Raumvariationen definiert. Sobald das Gerippe mit seinem hohen Fassungsvermögen aufgebaut ist, stellt sich die Frage der Architektur und wie die Räume darin eingegliedert sein sollen. Wie bei der Cité Manifeste in Mulhouse wurden die Nutzräume im Inneren eingeklinkt, nachdem Struktur und Hülle standen.

Bei allen Programmen, mit denen wir uns auseinandersetzen, achten wir darauf, sehr weit gefasste, möglichst zwangsfreie und anpassungsfähige Strukturen zu konzipieren, deren Konstruktionselemente – Raster, Fassaden, Trennwände – voneinander unabhängig sind. Die Suche nach struktureller Freiheit, die sich durch alle unsere Projekte hindurchzieht, trifft sich mit der Idee, den Raum als ein Loft aufzufassen: Wie lassen sich die denkbar größten Flächen und Volumen auf die kostengünstigste Weise herstellen?

Diese Absicht impliziert eine Logik der Mehrung, des Zuwachses eines zentralen Raums, dem man mehr Tiefe gibt, als es dem Standard nach normalerweise geschähe. Bei der Architekturschule in Nantes liegen zwischen den Fassaden 60 Meter Tiefe, die wir, statt sie zu aufzubrechen, gefüllt haben. Wenngleich Umriss und Länge der Fassade durch das Terrain vorgegeben sind, entsteht dadurch ein zusätzlicher Innenraum, mit dem sich andere Raumstimmungen herstellen lassen.

Für die Architekturschule in Nantes haben wir an der Idee des freien Grundrisses gearbeitet, aber auch an der des freien Volumens. Zugleich stellt dieses Projekt die Vorstellung einer Standardhöhe infrage. Wir haben uns überlegt, wie ein in seiner Höhe möglichst flexibler und anpassungsfähiger Raum beschaffen sein sollte und zwischen den Bodenplatten vertikale Abstände von 7 bis 10 Metern vorgesehen. Höhe zu schaffen, bietet sehr interessante Möglichkeiten der Raumunterteilung. In Nantes können die Höhenmaße zwischen den Geschossen durch 2 oder 3 geteilt oder auch in ihrer vollen Spannweite behalten werden. Durch den Ansatz des freien Volumens lassen sich außerdem verschiedenen Funktionen entsprechende Beleuchtungen vorsehen, das heißt, man kann jeweils spezifisch an die Fassade anschließen, aber auch an den zentralen Raum, in den je nach seiner Partitionierung mehr oder weniger viel Licht einfällt.

 

Rampe und Terrasse auf Ebene 2A mit Treppe auf die zur Westseite ausgerichteten Terrasse, Lacaton & Vassal, Nantes 2009 © Philippe Ruault

 

Von Programmüberschreitung zu sprechen, heißt, auch von Möglichkeiten unterschiedlicher Atmosphären zu sprechen. Es ist ja völlig klar, dass es die Überdimensionierung und der zusätzliche Raum sind, die es erlauben, Raumstimmungen auszuprobieren und zu überprüfen, dass ein Programm gut funktioniert.

Der Freiraum begann also bereits im Entwurfsprozess. Wir haben uns die Freiheit genommen, diese tragfähige Großstruktur zu konzipieren, die eine flexible Sekundärstruktur enthält. Der Überschuss an Tragkraft und Fassungsvermögen bringt viel und hat es uns erlaubt, auf Entwicklungen und Veränderungen einzugehen, die im Lauf der Projektierung, während des Baus und nach der Fertigstellung eingetreten sind. So wurde anstelle einer Parkebene eine zusätzliche Werkstätte von 1.000 Quadratmetern eingezogen, außerdem ein Auditorium und in gemeinsamer Trägerschaft mit der École Centrale eine riesige Maschine zur digitalen Modellherstellung.

KD: Wie haben sich mit Blick auf diese Freiheitsräume die Nutzungen entwickelt?

L&V: Die Architekturschule Nantes ist seit zehn Jahren in Betrieb und was dort zustande kam, ist wirklich weit gespannt. Alles ist möglich. Die Schule zählte bei ihrer Eröffnung drei Vereine und beherbergt heute 17 mit ganz unterschiedlichen Profilen. Sie alle legen enorm viele Projekte vor. Auch das zur Stadt geöffnete Auditorium bietet interessante Austauschmöglichkeiten. Es wird übrigens oft von aushäusigen ReferentInnen genutzt. Im Rückblick sieht man, dass die NutzerInnen der Schule von den zusätzlichen Räumen ziemlich schnell Besitz ergriffen haben – ein Phänomen, das wir auch bei den von uns realisierten Wohnräumen beobachten konnten, seien es die Maison Latapie oder die Cité Manifeste oder später dann die 500 Wohneinheiten der Cité du Grand Parc in Bordeaux. Das Programm zu überschreiten, erlaubt tatsächlich eine Vervielfachung der Nutzungsvorhaben. So funktionieren in der Schule traditioneller Unterrichtsraum, Projektstudio und Modellwerkstätte nicht voneinander isoliert: Alles ist vernetzt. Die Räume steuern sich gegenseitig und reagieren aufeinander. Deshalb ist es möglich, einen Kurs in einem Studio zu besuchen und gleich nebenan Experimente anzustellen, oder im Studio etwas aufzuführen, auf den freien Flächen Kurse abzuhalten usw. Diese Beschaffenheit regt zu Nutzungserweiterungen, zu Projekten im Projekt an. Andererseits sind diese Freiräume situierte Räume. Sie sind durch unterschiedlichen Lichteinfall und Belüftung lokalisierbar. Diese ambientalen Eigenschaften begünstigen unterschiedliche Aktivitäten.

In die Zirkulationsräume eingebunden, werden diese Räume für nicht festgelegte Nutzungen in ihrer starken Ausdehnung eben viel mehr als das und bleiben doch gleichzeitig auch Zirkulationsräume. Diese Doppeleigenschaft ist sehr interessant. Freiräume sind Zirkulationsräume, die auch zu Nutzungsräumen werden: Räume zum Unterrichten, Aufführen, Experimentieren, Räume der Lehre, die fundamental anders sind. Diese Auslegung ermutigt zur Erfindung. Denn sobald ein Zirkulationsraum überdimensioniert ist, können dort andere Dinge stattfinden, und das lässt die angrenzenden Funktionsräume reagieren. Es handelt sich um einen doppelten Raum, der von einer gewissen Beweglichkeit erfasst wird. Sollte man diesen Raum mit einer häuslichen Funktion vergleichen, könnte man sagen, dass er einem Wohnzimmer vergleichbar ist. Während die Klassen wie „Zimmer“ funktionieren, wird der Freiheitsraum zu einem Wohnbereich: einem Raum der Anregung, des Kommentars, des Austauschs. Und gerade da wird es interessant. Im Programm selbst existiert aber dieser Raum nicht. Dort gibt es nur „Zimmer“. Niemals wird ein Programm vorgeben, dass Studierende sich irgendwo auf den Boden setzen und diskutieren können … Auch Möglichkeiten zu Aufführungen, Sport, Yoga, Kino oder Tanz waren im Programm nicht vorgesehen. Ein Programm sieht niemals nicht-programmierte Räume vor.

Die Entwicklung der Architekturschule Nantes verläuft im Sinn des Entwurfs, aber die Nutzenden sollten darauf achten, dass der Freiraum nicht ständig ausgefüllt wird. Darin liegt die Schwierigkeit. Die zusätzlichen Räume sind keine Räume, die darauf warten, bespielt zu werden, sondern sie sollten zum Zirkulieren genutzte und belegbare Flächen bleiben, die sich füllen lassen, sich aber auch leeren können, damit das Verhältnis zu den angrenzenden Räumen im Gleichgewicht bleibt. Es bedarf einer besonderen Wachsamkeit, denn wenn alles belegt wird, funktioniert das Projekt nicht mehr. Das bedeutet auch, dass Nutzungen abgesprochen und koordiniert werden müssen.

 

Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal, 2015 © Philippe Ruault

 

KD: Welche Faktoren bewirken, dass man sich nicht in einem „Gebäude“ fühlt, wenn man sich im Innern dieser Schule bewegt?

 

L&V: Wie in einem großen Loft hat man in der Architekturschule Nantes keine Angst, irgend etwas kaputtzumachen. Alles ist robust. Alles ist einsatzbereit. Und man ist in ständigem Kontakt zur Außenwelt. Man geht umher, als wäre man an der freien Luft. Man spürt, dass man sich den Raum aneignen kann, denn seine Dimension, seine Höhenmaße verweisen auf nichts. Nie befindet man sich in Kammern. Alle diese Parameter führen dazu, dass man sich nicht in einem Gebäude fühlt, sondern in einer Landschaft. Wenn man vor der Bibliothek steht, meint man nicht, vor einem Ort im Inneren eines Gebäudes zu stehen, sondern draußen. Letztlich kennzeichnen viele Parameter diese – in keiner Weise generischen – Räume, deren Nutzungen und Inneneinrichtungen ambitioniert und sehr ausgeklügelt sind. Das gleiche Gefühl, in einer Landschaft zu gehen, hat man im Palais de Tokyo: ein kontinuierliches Bodensystem, eine Abfolge aufeinander bezogener Räume, die am Begriff der Grenze rütteln und es erlauben, sehr weit zu blicken – bis in die Welt hinaus.

Dieser Umgang mit dem Erdgeschoss und dem Dach, zwischen denen Räume untereinander vernetzt werden, nimmt Bezug auf die Überlegung, die Cedric Price in The Invisible Sandwich anstellt. In seinem Text spricht er von der besonderen Beschaffenheit dreigeschossiger Gebäude und zumal von der Beschaffenheit der mittleren Etage. Die Eigenart dieses Raums hängt ihm zufolge mit seiner Möglichkeit des Kontakts zu zwei ganz unterschiedlichen Raumkategorien zusammen, nämlich dem Boden und dem Dach, wo sich Gewächshäuser und Festzelte aufstellen lassen. Die Qualität des Mittelraums besteht in seiner möglichen Doppelbeziehung zur Straße, zur Stadt, zum Himmel. Das ist die ihm eigene Beschaffenheit, und er bietet viel Gelegenheit zu räumlichen Entdeckungen. Dieser Gedanke ist sehr schön. In der Architekturschule in Nantes interagieren die Räume in unterschiedlichen Atmosphären zwischen Boden und Dach miteinander, wie sie dank einer Außenrampe auch gemeinsam in Beziehung zu diesem Boden und Dach stehen. So lassen sich aus dieser Ausgangstopografie von Boden und Dach viele unterschiedliche Situationen gestalten.

 

 

 

Übersetzung aus dem Französischen: Stefan Barmann