1 Octagonal Rock House, Roberta Price and David Perkins, Libre, Colorado © Christina Linortner, 2014
GAM 16

Lernen, gegen die Norm zu leben
Strategien des Selbstbaus in U.S.-Landkommunen

Christina Linortner

„Was, wenn du dir selbst ein Haus baust? Nein, du brauchst dazu kein Geld, keinen Architekten, keinen Plan, keine Genehmigung. Warum nicht einfach nehmen, was da ist? […] Der Mensch hat einen Nestbauinstinkt wie andere Tiere auch und ist total frustriert von unserer gleichgeschalteten Gesellschaft, deren restriktive Normen des Hausbaus es fast unmöglich machen, ein Haus zu errichten, das seine Bewohner nicht sterilisiert, isoliert und erstarren lässt. […] Soll es ruhig beim ersten Sturmwind zusammenkrachen. Beim zweiten wird das nicht mehr geschehen.“ („Open Land Manifesto I“, Herbst 1972)[1]

In den 1960er Jahren zogen viele junge U.S.-AmerikanerInnen von den großen Städten aufs Land, wo sie sich in sogenannten Landkommunen organisierten und ein selbstbestimmtes Leben jenseits der konsumgetriebenen und normgeleiteten sozialen und politischen Vorstellungen ihrer Elterngeneration zu führen suchten. Zu einer Zeit, in der die Moderne für viele zu einer technokratischen Dystopie geworden war und die U.S.-Regierung mit einem ungleichen Krieg in Vietnam den militärisch-industriellen Komplex anheizte, manifestierte sich das Protestbedürfnis der jüngeren Generation in einem (politischen) Aktivismus, der unterschiedlichste Formen annahm, von Anti-Kriegs-Demonstrationen über die Bürgerrechtsbewegung bis zu einer allgemeinen Befreiung des Bewusstseins mithilfe psychedelischer und spiritueller Mittel.

Dieses kulturelle Umfeld führte unter anderem zur Entstehung Tausender im Selbstbau errichteter alternativer Siedlungen, die überall im ländlichen Amerika gegründet wurden und die als eine Art architektonischer Ausdruck dieses Protests gelesen werden können. In diesen Landkommunen entwickelte sich eine eigene Baukultur, die auf der Idee des Shelters, einer aus einfachen Mitteln gebauten Behausung, basierte. Jeglichen modernen Komfort, herkömmliche Grundrisse oder zeitgenössische bauästhetische Normen ablehnend, orientierte sie sich an gemeinschaftlichen Lebensformen und machte sich dabei Buckminster Fullers Credo zu eigen, „mehr aus weniger zu machen“.[2] Durch die Verwendung großteils gebrauchter Materialien wurden hier erstmals ökologische Grundsätze in einem größeren Maßstab architektonisch umgesetzt.

Anhand der näheren Betrachtung zweier bis heute bestehenden U.S.-Kommunen, Libre und der Lama Foundation,[3] beide hoch oben in den Bergen gelegen, wird sich zeigen, dass das Erlernen gemeinschaftlichen Lebens und Bauens – abgesehen vom primären Antrieb allgemeiner Begeisterung – von einer Reihe von Faktoren abhing: Peer-to-Peer-Austausch, systematischem Ausprobieren inklusive Irrtum, gegenseitiger Hilfe und Weitergabe von Fertigkeiten sowie der Einbindung von Fachleuten und einem ausgedehnten Wissensnetzwerk. Wie von Greg Castillo festgestellt und von anderen untersucht,[4] bestand eines der spezifischen Merkmale der Gegenkultur in ihrem Netzwerkcharakter. Trotz der oft entlegenen Standorte der Landkommunen waren ihre BewohnerInnen gut informiert und teilten eine gemeinsame Geisteshaltung.[5] In diesem Aufsatz möchte ich darlegen, dass nicht so sehr die unorthodoxen Architekturtypologien, die in den Kommunen der Gegenkultur enstanden, revolutionär waren, sondern vielmehr das angewandte System der Wissensproduktion und die Lernmethodik des Selbstbaus, unter denen sie sich entwickelten. Sowohl in Libre als auch in der Lama Foundation stellen Lernen und Selbstbildung einen wichtigen Teil des gemeinschaftlichen Lebens dar, wenn sie nicht sogar die primäre Triebkraft dieser Kollektive sind.[6] Wiewohl die verwendeten Typologien in beiden Fällen ähnlich sind, unterscheiden sie sich in ihrer räumlichen Organisation und ihrer Auffassung von gemeinschaftlicher sozialer Praxis grundlegend.

Architektur der Gegenkultur. Die sogenannten Landkommunen repräsentierten zwar ein breites Spektrum an Lebensstilen, von politisch-aktivistisch über queer und psychedelisch bis zu kunstorientiert und religiös-spirituell, gemeinsam ist ihnen allen, dass sie neue Formen des Zusammenlebens hervorbrachten. Viele der Kommunen mit Namen wie Lama Foundation, Libre, Drop City, Morning Star Ranch, Wheeler Ranch oder New Buffalo lagen in entlegenen Gegenden, wo ihre Mitglieder weitgehend von Subsistenzlandwirtschaft zu leben versuchten, ohne irgendwelche landwirtschaftliche Erfahrung mitzubringen. Einerseits als „eskapistisch“ und „apolitisch“[7]  kritisiert, andererseits als „Outlaw-Zonen“ oder „Outlaw-Gebiete“[8] gebrandmarkt, traten die Kommunen nicht nur für eine Verbindung von Technologie, Natur und Mensch ein, sondern fungierten auch als Versuchsfeld für ein von den Gesetzen eines transzendentalen Bewusstseins und Achtung für die Umwelt geleitetes neues Gesellschaftsmodell.[9] Überdies bedeutete „Zurück aufs Land“ häufig auch zurück auf ein Land, das eigentlich indigenem Land entsprach. Dabei machten sich die Hippies alte, von der indigenen Bevölkerung seit Generationen überlieferte Bautechniken ganz selbstverständlich zu eigen, wobei sie mitunter Angehörige der angrenzenden Indigenen-Communities anheuerten, um sich praktische Unterstützung zu holen. Rund um Taos, New Mexiko, liegen Kommunen wie New Buffalo, die Lama-Foundation, aber auch Michael Reynolds „Earthships“ in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pueblo-, Navajo-, Ute- und Zunigebieten.

Die vielfältigen architektonischen Formen, die in den Kommunen entstanden, wichen generell von den damals herrschenden Haus- und Baunormen ab und zeichneten sich durch eine Innenraumaufteilung aus, die sich radikal von jener der suburbanen Eigenheime unterschied, in denen wahrscheinlich viele der KommunardInnen aufgewachsen waren. Angeregt durch eine Vermengung der vorherrschenden Paradigmen kommunalen Zusammenlebens, Neotribalismus, der „Open Land“-Bewegung,[10] einer antikonsumistischen DIY-Kultur, einem Fokus auf Recycling und selbstgewählter Armut errichteten die – großteils bauunerfahrenen – KommunardInnen ihre eigenen Wohngebäude und Gemeinschaftseinrichtungen in einer großen Vielfalt an Formen, Stilen und Dimensionen. Diese Praxis des Selbstbaus war oft mit einer radikalen Abkehr von funktionalen Grundrissen und Raumaufteilungen sowie einer allgemeinen Ablehnung normativer Bau-, Hygiene- und Brandschutzvorschriften verbunden.[11] Die konkreten Raumprogramme unterschieden sich zwar von Kommune zu Kommune, aber in vielen Fällen wurden traditionell als zusammenhängend erachtete Funktionen innerhalb eines Hauses auf einzelne Bauten aufgespalten und über ein Stück Land verteilt. Das führte zu Schlafgebäuden für Individuen, Familien oder sogenannten „Haufen“,[12] Gebäuden zum Kochen und gemeinschaftlichen Essen, Außentoiletten und Bädern – oft rudimentärer Art und vielfach unter freiem Himmel. Der Grad der gemeinschaftlichen Nutzung solcher Räume variierte von Ort zu Ort, und neben Räumen zur Befriedigung von Grundbedürfnissen gab es in vielen Kommunen auch Bauten für Gemeinschaftsaktivitäten wie politische Versammlungen, performative und spirituelle Veranstaltungen. Die fluktuierende Anzahl von BewohnerInnen führte in vielen Kommunen zu ständig wechselnden Belegungen der Gebäude.

Vorherrschende Bauformen in den Landkommunen lassen sich in Gruppen wie Kuppelbauten und Zonoeder, Lowtech-Gebäude, Nurdachhäuser, flexible Bauten, umfunktionierte Artefakte und eklektische vernakulare Bauten gliedern. Die heute als emblematische Typologie gegenkulturellen Bauens geltenden geodätischen Kuppeln wurden durch Buckminster Fuller populär, dessen Vision vom Planeten Erde als (geschlossenem) System und frühes ökologisches Denken in Gegenkulturkreisen auf großen Widerhall stieß.[13] Als unkonventionelle und leicht zu errichtende Bauten wurden die Kuppeln von den Kommunen als Standard-Typologie adoptiert: Leicht auf verschiedene Größen skalierbar und wegen ihrer räumlichen Qualitäten – runder Grundriss und große Raumhöhe – geschätzt, wurden die Kuppeln für Gemeinschaftseinrichtungen und gemeinschaftliche individuelle Wohnbauten eingesetzt, oder mit anderen Bautechniken kombiniert (Abb. 3). Eine weitere landkommunentypische geometrische Bauform waren die sogenannten „Zomes“, von Fullers Kuppeln inspirierte, aber zonoedrische Kuppeln. Ihr Erfinder war Steve Baer, so getauft hat sie Steve Durkee, der Mitbegründer der Lama-Foundation.

3 Kuppel-Konstruktionen in Libre, Colorado, erbaut von Dean und Linda Fleming.
© Christina Linortner, 2014

Erbaut wurden diese in Form, Stil und Bauweise vielfältigen Unterkünfte von den KommunardInnen selbst, die (großteils) über keinerlei formelle Bildung in Bauwesen oder Entwurf verfügten. Architektonisches Lernen fand hier außerhalb eines akademischen Rahmens statt.

Das Selbst-Bauen führte auch zu einem starken Interesse an traditionellen und vernakularen Bauformen, meist nicht-westlichen Ursprungs.[14] Zusammen mit dem Dogma der Sparsamkeit entstanden so viele Behausungen, die genauso individuell waren wie ihre ErbauerInnen, architektonische Gebilde, die nicht nur unverkennbar handgemacht aussahen, sondern auch proportionaler und ästhetischer Standards entbehrten (Abb. 2). Ein Blick ins „Open Land“-Manifest[15] macht deutlich, dass diese nicht-normative, improvisatorische Herangehensweise nicht unbeabsichtigt war, sondern vielmehr ein Akt des Protests gegen institutionelle (Bau-)Standards und Verfahrensweisen. Beim Erbauen von Unterkünften ging es in diesem Fall weniger um ästhetische und funktionale Fragen oder architektonische Kenntnisse, sondern eher um Lernen und Selbstbildung. Felicity D. Scott bemerkt dazu, dass zwar die Unterkünfte einen präindustriellen und mitunter sogar nostalgischen[16] Eindruck vermittelten, ihre BewohnerInnen sich aber als die Belegschaft eines Labors für die kybernetische Zukunft sahen[17] –befreit von Erwerbsarbeit, im Überlebenstraining für die Zeit nach dem Ende der Technologie stehend.[18] Nicht „GhettobewohnerInnen“ waren sie, sondern EntwicklerInnen eines „Lebensstils, der dich eines Tages retten wird.“[19] Die Aufmerksamkeit sollte nicht auf den formalen Stil der Bauwerke gelenkt werden, sondern auf ihren vermittelten Gebrauch. Die selbsterrichteten Bauten gaben kraftvolle Bilder ab, mit deren Hilfe hegemoniale Machtverhältnisse und althergebrachte Institutionen herausgefordert wurden. Durch die mediale Verbreitung ihrer Bilder dienten solche Gebäude zur Veranschaulichung einer alternativen, selbstbestimmten Lebensweise.

Access to Tools – Netzwerke des Lernens. Ein großer Teil dieser besonderen Form der Wissensproduktion und -distribution ist unter anderem dem weitverbreiteten Eigenverlagswesen zuzuschreiben, das in einer Publikation gipfelte, die wohl als „Kernpublikation“ der Gegenkultur bezeichnet werden kann: dem Whole Earth Catalog. Der von Stewart Brand erstmals 1968 publizierte Katalog gab nicht nur einen Überblick über grundlegende Fragen eines gegenkulturellen Lebensstils,[20] sondern legte seinen LeserInnen auch eine Unmenge an Büchern und Gebrauchsanleitungen ans Herz. Diese Anleitungen trugen – neben anderen Einflüssen – wesentlich zur Blüte selbst errichteter Bauten unterschiedlicher Stile, Größen und Funktionen bei. Ausgangspunkt des Whole Earth Catalog war Brands Überlegung, wie er FreundInnen, die sich für ein Leben in Gemeinschaft abseits der Städte entschieden hatten, das Leben erleichtern könne. Inspiriert durch Versandkataloge wie den L. L. Bean Catalogue für das Leben im Freien, entwickelte Brand einen Katalog, der als Leitfaden für ein holistisches gegenkulturelles Leben dienen sollte. Dieser wurde rasch zu einer der erfolgreichsten Publikationen seiner Zeit, mit fast zwei Millionen verkauften Exemplaren bis 1972. Alles in allem gab es davon sechs Ausgaben und zehn Ergänzungsbände.[21] Sein Titel ist mit dem ersten vom Weltraum aufgenommenen Bild von der Erde als Ganzes verbunden, einem Nebenprodukt der Eroberung des Weltraums und des Wettlaufs zum Mond. Seinen Erfolg verdankte der Whole Earth Catalog einer seltenen Synergie zwischen MacherInnen und LeserInnen, die durch ein konstantes Feedback an Beiträgen, Kritik und Vorschlägen daran mitwirkten, ihm seine endgültige Form zu geben. Der Whole Earth Catalog war, wie der Kommunikationstheoretiker Fred Turner bemerkte, für einen Versandkatalog ziemlich eigenartig, da man eigentlich nichts direkt bestellen konnte und der Großteil der gelisteten Artikel Bücher „und nicht Löffelbagger“ waren.[22] Die Leserschaft wurde nicht nur als KonsumentIn, sondern als AnwenderIn des im Katalog angebotenen Wissens gesehen. Die Herausgeber machten deutlich, dass sie den LieferantInnen und ProduzentInnen nichts, den NutzerInnen dafür alles schuldeten. Das führte zu einer Kommunikationsstruktur jenseits des üblichen Sender-Empfängermodells, und die HerausgeberInnen verwendeten und verarbeiteten zunehmend Informationen, die von ihrer Leserschaft kamen. Es war ein wachsendes Netzwerk. Heute gilt der Whole Earth Catalog als Vorläufer des Internets.

Der Untertitel des Whole Earth Catalog „Access to Tools“ spiegelt nicht nur die Absicht seiner Herausgeber, das zur Verwirklichung eines ganzheitlichen Lebens notwendige Wissen zu vermitteln, sondern zeigt auch, dass die Grundausrichtung des Katalogs auf Konzepte des Lernens und der Selbstbildung zurückgeht. Als die Idee zum Katalog entstand, arbeitete Stewart Brand selbst am Portola Institute, einer „gemeinnützigen Stiftung für Bildung“ in Menlo Park. Der Bildungsfokus war aber sicherlich nicht auf den Whole Earth Catalog beschränkt, sondern ein wesentlicher Bestandteil der gegenkulturellen Bewegung und der Landkommunen selbst.

Libre. „Es war und ist immer noch dieser unglaubliche Prüfstein in meinem Leben. Nicht bloß die Zeit, auch der Ort. Die Fähigkeit, einen Platz zu schaffen, an dem man seine Arbeit tun kann, aber auch einen Sinn dafür zu entwickeln, wozu man imstande ist. Mit 22 Jahren diese Kuppel zu bauen, hatte erstaunliche Auswirkungen auf das, was ich mir heute zutraue. Das ist also eine geodätische Kuppel mit 13,5 Metern Durchmesser und 6 Metern Höhe. Das heißt, wir mussten 6 Meter hinauf, um diese Platten einzusetzen, das ganze Gerüst zusammenzufügen usw. Und imstande zu sein, das zu tun, war wirklich eindrücklich.“[23]

Dieser Bericht über den Selbstermächtigungseffekt, den das Erbauen des eigenen Hauses hatte, stammt von Linda Fleming, Mitbegründerin der Landkommune Libre, die vor allem durch die Veröffentlichung von (Bau-)Wissen in verschiedenen Medien und anderen Vermittlungsformen bekannt wurde.[24] Im Fall von Libre wurde der Prozess des Selbstbauens und die so entstandenen Bauten eine besonders wichtige Kraft für die Bildung der Identität (und des Image) der Kommune. Libre ist eine der wenigen Kommunen, die bis heute überlebt haben, und immer noch ein gutes Beispiel für die allgemeine Entwicklung der handgefertigten Unterkünfte der Gegenkultur. Gegründet wurde Libre in einer entlegenen Bergregion im Huerfano County, Colorado, in etwa 2.740 Meter Seehöhe von zwei Künstlerpaaren: Dean und Linda Fleming und Peter „Rabbit“ und Judy „Poly Ester“ Douthit, die aus der berühmtberüchtigten, überbelegten Kommune Drop City ausgestiegen waren und nach einem neuen Ort gesucht hatten, an dem sie frei ihre Kunst ausüben konnten.

4 Die 42. Ausgabe von AD Architectural Design berichtet 1971 über die Konstruktionsweise der Kuppelbauten in Libre.
© Vera Schabbon, GAM.Lab

Bilden die bunten, aus alten Autodächern erbauten „Zomes“ von Drop City den Höhepunkt der von Buckminster Fuller inspirierten Kuppelarchitektur, so ist in Libre eine Hinwendung zu individuelleren Bauformen zu beobachten.[25] Eines der ersten Gebäude am neu erworbenen Grundstück war die bereits erwähnte Kuppel von Dean und Linda Fleming. Ein weiterer bemerkenswerter, immer noch auf der Idee der Kuppel beruhender Bau war ein dreiteiliger, usprünglich von Peter Rabbit und Judy Douthit errichteter „Zome“ (Abb. 4). Spätere ErbauerInnen von Häusern in Libre[26] wandten sich aber von der Kuppel ab und begannen mit anderen Formen zu experimentieren. Sie kombinierten Kuppeldächer z.B. mit Wänden aus Lehm oder verfolgten überhaupt einen offeneren architektonischen Ansatz wie z.B. bei dem um einen großen Felsbrocken errichteten Achteckbau von Roberta Price und David Perkins (Abb. 1). „Es entstand alles durch Versuch und Irrtum, und wer neu baute, lernte bei der Arbeit.“[27] Ein Mitglied der Kommune, der gelernte Schmuckdesigner Richard Wehrman, entwarf eine sternförmige, von Edelsteinen inspirierte symmetrische Konstruktion auf dem Bergrücken. Dazu kommen ein Turm und konventionellere, an Siedlerbauten der Pionierszeit erinnernde Gebäude. Die einzelnen Häuser verteilen sich über einen Südhang mit einer Fläche von 145 Hektar und liegen außer Sichtweite des jeweils anderen, sind aber mit unbefestigen Wegen verbunden.

Doch wie immer die Häuser gestaltet waren, die Verwendung vor Ort vorgefundener Materialien wie Holz, Stein und Lehm[28] oder aus verlassenen Gebäuden und Minen geborgener Bauteile war ein Prinzip, das sie alle gemeinsam hatten. Das Bauen des eigenen Hauses wurde von den KommunardInnen als etwas Grundlegendes angesehen, „da man beim Hausbau viel lernt.“[29] Trotz des Vorhandenseins von Bauanleitungen wie dem Dome Cookbook war das Errichten eines Kuppelbaus, wie es Linda Fleming beschreibt, ein eher informelles Unternehmen:

„Ich hatte die sogenannten ,Sehnen-Faktoren‘, die Grundmaße der Kuppel aus Drop City, von einem Künstler namens Clark Richert, einem wirklich außergewöhnlichen Maler. Er war – und ist immer noch – sehr interessiert an Kuppeln, Fraktalen und Tesselierungen, so eine Art Kuppel-Guru, und ich bat ihn, mir zu erklären, wie man eine baut. Er riss ein Stück Papier von einem braunen Papiersack, schrieb sechs Sehnen-Faktoren drauf und machte eine Zeichnung von einem dieser großen Dreiecke, unterteilte es und versah es mit Buchstaben, so dass ich sehen konnte, wie lang A und B waren. Dann gab er mir diese Dezimalzahl, und wenn man beschlossen hat, welchen Durchmesser die eigene Kuppel haben soll, multipliziert man ihn mit dieser Dezimalzahl und hat die Länge einer Strebe. Es ist ziemlich genial.“[30]

Doch auch wenn sich der Bau einer Kuppel mit der entsprechenden Formel genau berechnen und die Teile vorfertigen ließen, so führten undichte Dächer und die schwierige Unterteilung des Innenraums allmählich dazu, dass das Interesse an Kuppeln nachließ.

Die ersten Jahre in Libre waren nicht nur vom Bauen der eigenen Unterkunft gekennzeichnet, sondern auch von der Einübung in die täglichen Routinen eines Lebens in der Wildnis, hoch oben in den Bergen, ohne Annehmlichkeiten des modernen Lebens wie Zentralheizung, Fließwasser und dergleichen. Die Kinder erhielten reihum Hausunterricht, jeden Tag unter einem anderen Dach. In ihren Erinnerungen beschreibt Roberta Price ihre Arbeitsroutinen in Libre: „Die Arbeit nahm den Großteil der Tagesstunden in Anspruch: Ziegenmelken, Bauen, Gärtnern, Kochen, Einkochen, Backen, Putzen, Holzhacken, nach Walsenburg fahren, um Lebensmittel und andere Vorräte zu besorgen, Nähen, Weben, Wasserholen, Lastwagenreparieren, zum Geldverdienen externe Zimmererarbeiten machen, Schulunterricht geben.“[31] Dass Libre trotz der harten Arbeit und den sozial fordernden Aufgaben in einer dermaßen kleinen und entlegenen Gemeinschaft so erfolgreich war, liegt an verschiedenen Faktoren: u. a. dem ernsthaften Versuch, ein lebenswertes Maß an Privatsphäre zu wahren, was sich in einer Reihe von Regeln niederschlug. Zum Beispiel blieb die Anzahl der Mitglieder verglichen mit der anderer Kommunen sehr klein: nur um die acht Häuser für je eine Familie. Neue Mitglieder wurden sorgfältig ausgewählt. Sie mussten in der Lage sein, ihre eigene Unterkunft zu bauen und sich selbständig zu erhalten. Der Landbesitz war gemeinschaftlich. Um den Zustrom unerwünschter BesucherInnen (wie in Drop City) zu vermeiden, wurde aber kein zentrales Gemeinschaftsgebäude geplant. Und zum weiteren Schutz der Privatsphäre wurden die Häuser ohne Sichtverbindung zueinander errichtet. Das Gemeinschaftsleben wurde somit auf die Häuser verteilt: Alle zusammen bildeten die Schule von Libre, und die große Kuppel wurde als gemeinsame Werkstatt für Holz-, Schmuck- und ´Töpferarbeiten sowie als Küche für alle BewohnerInnen genutzt.[32] Statt eigene Gemeinschaftgebäude zu errichten, fanden in Libre die gemeinschaftlichen Aktivitäten und die gemeinsame soziale Praxis in Gebäuden statt, die die Größe von Familienhäusern hatten. Diese Tarnung gemeinschaftlicher Räume als Privathäuser schützte die KommunardInnen vor der Störung ihrer Gemeinschaft durch Außenstehende. In Bauphasen allerdings wurden Durchreisende trotz der strikten Regeln zum Schutz der Privatsphäre und der Bemühungen, unerwünschte BesucherInnen fernzuhalten, sehr wohl als Arbeitskräfte genutzt.

Lama Foundation. Für ein ganz anderes Konzept, nicht nur was das Verhältnis von BesucherInnen und BewohnerInnen, sondern die ganze Auffassung von Gemeinschaftsleben betrifft, steht eine andere immer noch bestehende Kommune im Südwesen der USA: die Lama Foundation.[33] Auch diese Kommune liegt hoch oben auf einem Berg – in San Cristobal, New Mexiko. Gegründet wurde sie 1967 als Zentrum für Grundstudien,[34] mit einem Fokus auf Meditation und auf dem Grundsatz der Drogenfreiheit. Laut einem Artikel in AD aus dem Jahr 1971 war „[d]er einzige Zweck der Foundation […] der eines Vehikels der Bewusstseinserweckung.“[35] Mit ihrer Unterscheidung zwischen permanenten BewohnerInnen, BetreuerInnen und lang- oder kurzfristigen BesucherInnen während des Sommers ist die Lama Foundation ein Zufluchtsort, wo die Wohngebäude nicht unbedingt individualästhetischen Vorlieben folgen, sondern sich zugunsten großer Gemeinschaftseinrichtungen zurücknehmen. In ihrer Selbstbeschreibung für AD sehen die GründerInnen die Kommune in direkter Verbundenheit mit dem sie umgebenden Taos-Pueblo-Territorium, aber auch mit Nepal und Tibet, dem Mond, der Sonne, dem Ozean, und verweisen auf alte Zeiten, als der Berg noch eine Hochebene war.[36]

Ähnlich wie in Libre sind die Bauten über das gesamte Grundstück verteilt; anders als dort bilden aber die von BewohnerInnen wie BesucherInnen benutzten Gemeinschaftsanlagen das soziale und räumliche Zentrum des kommunalen Lebens. Während Wohnheime, Außentoiletten und Sanitärbereiche für BesucherInnen sowie die Wohnhäuser für Längerbleibende räumlich abgesetzt waren und sich in Größe und Bauweise unterschieden, waren die Holzkonstruktion der achteckigen Küche und ein viel größerer zentraler Komplex mit Kuppeldach und Lehmwänden auf einer zentralen Achse entlang dem Berghang errichtet, so dass die Kuppel majestätisch das Tal überblickte. 1996 zerstörte ein großer Waldbrand nicht nur fast den gesamten Wald rund um die Kommune, sondern auch die meisten Wohnheime. Von den ursprünglichen Bauten überlebten nur der Kuppelkomplex und die Küche; dennoch wurde danach ein neues, größeres Küchengeb.ude errichtet, das am südwestlichen Ende eines rechtwinkelig zur Hauptachse verlaufenden Weges liegt. Das von Steve Durkee, einem der Gründer der Lama Foundation, errichtete Hauptgebäude, ein Hybrid aus Lehmbau und Kuppel, beherbergt den allgemeinen Meditations- und Versammlungsraum sowie – in einem der Seitenflügel – eine umfangreiche Bibliothek (Abb. 5). Wiewohl die Größe eines Einfamilienhauses bei weitem übersteigend und eher den öffentlichen Gebäuden einer Dorfgemeinde gleichend, wurden auch die gemeinsam genutzten Anlagen im Selbstbau errichtet. Ein zeitgenössischer Bericht der Foundation beschreibt den Bauprozess wie folgt: „Die Arbeit beginnt, Quelle klarmachen, Ausheben der Wassergräben, Beginn Errichtung Kommunen-Hauptgebäude. Indianer vom Taos-Pueblo als Lehrer für Herstellung & Verwendung von Lehm angeheuert, das Arbeiten damit. Bevor das Grundstück gefunden wurde, hielten 3 Gründungsmitglieder nächtliche Treffen & kurze Meditationen ab. Im Lauf des ersten Jahrs kommen über 90 Personen vorbei, um mitzuhelfen, manche für längere Zeit. Steve Baer bringt Pläne für Kuppeln & hilft, mit Unterstützung von Leuten aus Drop City, die ersten zu errichten. Wir veröffentlichen sein ‚Dome Cookbook‘. Leben in Tipis & Schulbus. Bis zum ersten Winter sind zwei Wege angelegt, die Wasserleitung in der Erde, das Gerüst der Hauptkuppel & der Südflügel gebaut. Der Winter treibt uns ins Tal. Im Frühling entstehen Küche & Speiseraum, werden 6 Nurdachhäuser gebaut, Sanitäranlagen & 5KW-Gasgenerator installiert, Treibhaus & Garten gemacht. […] 24–25 Neuklarzeitalter. Stellen Rohbau Nordflügel & Innenraum Südflügel fertig, Küche & Kuppeldächer. Errichten 3 kleine von Baer als Wohnräume entworfene enneakontaedrische Kuppeln, eine davon als Lehrerhaus.“[37]

Wer sich der Kommune permanent anschließen wollte, musste vorher eine „ganze Arbeitssaison lang“[38] dort verbracht haben und, ähnlich wie in Libre, genügend Finanzmittel und Expertise mitbringen, um seine eigene Unterkunft zu bauen. Das Ziel des unabhängigen Überlebens wurde mithilfe einer autarken Landwirtschaft (samt Erdgewächshaus, beheiztem Gewächshaus und einer kleinen Tierhaltung), der Publikation von Schriften, einer bis heute existierenden Manufaktur für tibetische Gebetsfahnen, Einkünften aus Unterrichtstätigkeit und Übernachtungsgebühren der im Sommer kommenden BesucherInnen zu verwirklichen versucht.

5 Zentraler Meditationsraum, Hauptgebäude, Lama Foundation, San Cristobal, New Mexico.
© Christina Linortner

Rückblick und Ausblick. Trotz ihres Versuchs, eine Welt nach egalitären Regeln[39] zu schaffen, und trotz ihrer Auffassung vom „Bewusstsein“ als Schlüssel gesellschaftlicher Veränderung,[40] ist es den großteils weißen, mittelständischen KommunardInnen laut Fred Turner nicht gelungen, die traditionellen Diskriminierungsformen (class, race, gender) zu überwinden.[41] Traditionelle Geschlechterrollen wurden etwa insofern beibehalten, als Tätigkeiten wie Kindererziehung und Haushaltspflichten meist Frauen überlassen wurden. Dennoch gilt die Gegenkultur in den USA bis heute als Opposition gegen die damalige Politik des Kalten Krieges. Turner zufolge trifft das allerdings „auf die Neuen Kommunalisten einfach nicht zu: Denn auch wenn sie in entlegene ländliche Gebiete zogen, neigten die Mitglieder der Landkommunenbewegung meist zu kollaborativen sozialen Praktiken, Technologie-Verehrung und zur kybenetischen Rhetorik der militärisch-industriellen akademischen Mainstreamforschung.“[42]

Die zwei hier skizzierten Fallstudien belegen nicht nur, dass in gleichen Grundrissen und Baustilen verschiedene soziale Lebensweisen möglich sind, sondern auch, dass die Umsetzung von – und das Leben in – unkonventionellen Grundrissen und experimentellen kommunalistischen Konstellationen nicht unbedingt zu einem radikalen gesellschaftlichen Wandel führen muss.[43] Das zeigt sich etwa darin, dass der erklärte Antikonsumismus seinerseits in ein neues Unternehmertum und eine Nachfrage nach alternativen Produkten mündete.[44] Gleichermaßen stand die selbstgewählte Armut der meist weißen Mittelschicht-Twens in einem scharfen Gegensatz zur strukturellen Armut der sie umgebenden indigenen Bevölkerung mit ihren von infrastruktureller Vernachlässigung, hoher Arbeitslosigkeit und dergleichen geprägten Lebensbedingungen. Diese sind bis heute weitgehend unverändert geblieben, während viele Kommunen mittlerweile wieder in der Versenkung verschwunden sind. Margaret Crawford beschrieb das so: „Trotz ihres Interesses an einem radikalen Gesellschaftswandel nahmen die Bewegungen rund um Whole Earth Catalog, Kuppeln und Selbstbau-Häuser wenig Anteil an den parallel entstandenden Bewegungen rund um die Wohnungsprobleme der armen Landund Stadtbevölkerung. Während dieser Jahre bildeten sich nämlich auch bedeutende sozialpolitische Koalitionen zur Förderung von Mietervereinigungen, Community Design Centers und anderen Reformen des Wohnungswesens heraus.“[45]

Heute zeigt sich das architektonische Erbe der Gegenkultur vor allem in ihrem enormen Einfluss auf den bauökologischen Diskurs, der sich mittlerweile in hochtechnisierter und -ökonomisierter Form weltweit in Bauvorschriften niedergeschlagen hat. Wie die zwei Fallstudien veranschaulichen, besteht aber ein weiterer Erfolg der Kommunen auch in der Hervorbringung einer eigenen Baukultur durch meist unerfahrene Personen, außerhalb der professionellen Architektenschaft.[46] Die im Umfeld der Gegenkultur praktizierten Formen des Lernens waren innovativ und fanden außerhalb des traditionellen akademischen Rahmens statt. Dieses System entspricht wahrscheinlich am ehesten Ivan Illichs Vorstellung einer „entschulten Gesellschaft“:[47] Ein Bildungsmodell ohne Diplome und Curricula, basierend auf der Vermittlung von Fertigkeiten, und ein Bildungsnetzwerk, in dem die „Entscheidung für ein Leben, das das Handeln über den Konsum stellt“,[48] zu eigenständigem Lernen führt. Wiewohl sich die Gegenkultur als höchst erfolgreiches Beispiel eigenständigen Lernens erwies, so hat sie in einem doch versagt: ihrem Unvermögen, die soziale und ethnische Durchlässigkeit herzustellen, die der Schlüssel für eine so radikale Form des Lernens ist. Ausgehend von dieser Beobachtung besteht die Lehre, die die Architektur heute daraus ziehen kann, darin, dass man soziale Grenzen nicht durch die Erfindung neuer Formen und Grundrisse überschreitet, sondern indem man sich für die Zukunft andere Methoden der Wissensproduktion überlegt. ■

Übersetzung: Wilfried Prantner


[1] Ramón Sender Barayón, Ramón: Morning Star and Wheeler’s Open Land Communes. A Brief Run-Through of Their Histories and Manifesto I and Manifesto II, San Francisco 2016, 16, online unter: http://www.badabamama.com/fast%20run%20through%20booklet.pdf (Stand: 10. Dezember 2019).

[2] Buckminster Fuller zitiert in Gordon, Alastair: „True Green: Lessons from 1960s–1970s Counterculture Architecture“, Architectural Record 196, 4 (2008), 78–86, hier 80.

[3] Die Verfasserin besuchte die Libre- und Lama-Foundation 2014, im Rahmen einer Studienreise.

[4] Castillo, Greg: „Counterculture Terroir. California’s Hippie Enterprise Zone“, in: Blauvelt, Andrew, Choi, Esther, Castillo Greg, and Walker Art Center (Hg.): Hippie Modernism: The Struggle for Utopia, Minneapolis 2015), 87–101. Vgl. auch Turner, Fred: From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism, Chicago 2008.

[5] Ein großer Teil der Informationen wurde aus vielverbreiteten selbstverlegten Schriften gewonnen. Zum Selbstbau vgl. z. B., The Dome Cookbook, The Outlaw Building News, Shelter, etc.

[6] Vgl. Fairfield, Richard: The Modern Utopian. Alternative Communities of the ’60s and ’70s, Port Townsend, WA 2010, 212f.

[7] Dixon, Mason: „Are Country Communes Escapist?“ in: Fairfield: The Modern Utopian, 30 (wie Anm. 6).

[8] Vgl. z.B. Brand, Stewart: „Whole Earth. The Outlaw Area“ (1971) und Scott, Felicity Dale: Outlaw Territories: Environments of Insecurity/Architectures of Counterinsurgency, New York, 2016.

[9] Vgl. Turner: From Counterculture to Cyberculture, 36 (wie Anm. 4).

[10] Die „Open Land“-Bewegung trat dafür ein, dass Land für alle frei zugänglich sein sollte. Verwirklicht werden sollte dabei die Utopie einer nicht-staatlichen, nicht-hierarchischen Gemeinschaft.

[11] Vgl. Scott, Outlaw Territories, 91ff (wie Anm. 8).

[12] Das Zusammenleben von Individuen und Familien unter einem Dach.

[13] Vgl. Krausse, Joachim: „Raumschiff Erde und globales Dorf“, Arch+ 139/140 (1998), 44–49.

[14] In Lloyd Kahns und Bob Eastons Publikation Shelter zeigt sich, dass der Fokus auf Adobe-Lehmbauten, Jurten und Tipis lag. Vgl. Kahn, Lloyd und Easton, Bob: Shelter, Bolinas 1990.

[15] Barayón: Morning Star and Wheeler’s Open Land Communes (wie Anm. 1).

[16] Vgl. Scott, Outlaw Territories, 94 (wie Anm. 8).

[17] Ebd., 95f.

[18] Vgl. auch Scott, Felicity Dale: „Episodes in the Refusal of Work“, Volume 24 (2010), 30–33.

[19] Scott, Outlaw Territories, 101 (wie Anm. 8).

[20] Verständnis ganzheitlicher Systeme, Landnutzung, Obdach, Industrie, Handwerk, Gemeinschaft, Nomadisches, Kommunikation und Lernen.

[21] Die erste Ausgabe 1969, zwei weitere Ausgaben 1969, eine Ausgabe 1970, 1971 The Last Whole Earth Catalog, 1974 erschien The Last Whole Earth Catalog noch einmal als The Last (Updated) Whole Earth Catalog und The Whole Earth Epilog. Vgl. Benton, Maniaque-Benton, Caroline/ Gaglio, Meredith (Hg.): Whole Earth Field Guide, Cambridge, MA, 2016), 2.

[22] Turner, Fred: „The Establishment of Counterculture“, Volume 24 (2010), 6–8.

[23] Fleming, Linda: „Building the Dome“, Echokinesis, Podcast, online unter: https://audioboom.com/posts/6936013-building-the-dome (Stand: 22. August 2019, Übers. Wilfried Prantner).

[24] 1969 gingen die Mitglieder von Libre auf eine Vortragsreise mit zwanzig Stationen, die ihre Kommune mitfinanzieren sollte. Vgl. Azzarito, Amy: “Libre, Colorado, and the Hand-Built Home“ in: Auther, Elissa/Lerner, Adam (Hg.): West of Center. Art and the Counterculture Experiment in America, 1965–1977, Denver und Minneapolis 2012, 98. Ein Artikel über Libre erschien auch in AD Architectural Design 44 (1971), 727–736.

[25] Vgl. Azzarito, „Libre, Colorado“, 99 (wie Anm. 24).

[26] Insgesamt besteht die Kommune aus acht bis neun Gebäuden.

[27] Azzarito, „Libre, Colorado“, 101 (wie Anm. 24).

[28] Vgl. „Libre“, AD Architectural Design 44 (1971), 728.

[29] Ebd., 727.

[30] Fleming, „Building the Dome“ (wie Anm. 23).

[31] Price, Roberta: Across the Great Divide: A Photo Chronicle of the Counterculture, Kindle Edition, Albuquerque 2010, Pos. 534.

[32] Vgl. „Libre“, 729 (wie Anm. 28).

[33] Der Name Lama geht auf das portugiesische Wort für „Schlamm“ zurück. Vgl. https://www.lamafoundation.org/about-lama-foundation/history-oflama-foundation/ (Stand: 10. Dezember 2019).

[34] Das „Zentrum für Grundstudien“ wurde von Steve Durky in einem Interview mit Richard Fairfield folgendermaßen beschrieben: „Wir regulierten also unser Verhältnis zum Staat, indem wir eine steuerbefreite gemeinnützige Stiftung wurden, als deren Zweck wir Bildung und Wissenschaft angaben, denn wir sehen uns tatsächlich als ein Zentrum für Grundstudien. Und unter Grundstudien verstehe ich das Herstellen von Lehmziegeln, das Erlernen des Klempnerns und Tischlerns, das Erlernen grundlegender Dinge, dessen, was Menschen wirklich benötigen und wünschen, und was das Verhältnis zwischen Bedürfnissen und Wünschen ist.“ Fairfield: The Modern Utopian, 212 (wie Anm. 6).

[35] „Lama Foundation“, AD Architectural Design 42 (1971), 743–752, hier 743.

[36] Vgl. ebd., 746.

[37] „Lama Foundation“, 749 (wie Anm. 35).

[38] Fairfield, The Modern Utopian, 211 (wie Anm. 6).

[39] Vgl. Turner, From Counterculture to Cyberculture, 37 (wie Anm. 4).

[40] Ebd., 36.

[41] Vgl. ebd., 77.

[42] Ebd., 33.

[43] Vgl. ebd., 36, und Scott, Outlaw Territories, 73–114 (wie Anm. 8).

[44] Vgl. Crawford, Margaret: „Alternative Shelter: Counterculture Architecture in Northern California“, in: Barron Stephanie/Bernstein, Sheri/Fort Susan Ilene (Hg.): Reading California: Art, Image, and Identity, 1900–2000, Los Angeles/Berkeley 2000, 268; Castillo: „Counterculture Terroir“, 87–101 (wie Anm. 4).

[45] Crawford, „Alternative Shelter“, 269 (wie Anm. 44, Übers. Wilfried Prantner).

[46] Aus heutiger Sicht zeigen sich bei der Betrachtung der Architektur der Gegenkultur mehr Verbindungen und Kontinuitäten mit Institutionen der „Mainstream“-Architektur, als ihren ProtagonistInnen wahrscheinlich bewusst war.

[47] Illich selbst zollte der Gegenkultur Anerkennung, wenn er schrieb: ‚Nicht wenige lehnen Diplome ab und bereiten sich auf ein Leben in einer Gegenkultur außerhalb der diplomierten Gesellschaft vor. Sie scheinen den Weg der mittelalterlichen Fraticelli und der Alumbrados der Reformationszeit zu gehen – der Hippies und Gammler jener Epochen.“ Illich, Ivan: Die Entschulung der Gesellschaft. Eine Streitschrift, Übers. Helmut Lindemann und Thomas Lindquist, 4. Aufl., München 1995, 62.

[48] Ebd., 81 (Übers. modifiziert, Wilfried Prantner).